Rechtzeitig reagieren und präpariert sein, wenn sich einmal die Möglichkeit ergibt – das ist der Hintergedanke eines Dringlichkeitsantrags im Bezirksausschuss. Die CSU-Fraktion fordert in einem einstimmig verabschiedeten Begehren die Stadt auf, „umgehend gemeinsam mit den großen Lebensmittel-Supermärkten – insbesondere Lidl und Aldi – Konzept zu entwickeln, wie die erdgeschossigen baulichen Verkaufsstätten sinnvoll für eine Wohnbebauung darüber liegend genutzt werden können“. Konkret für Bogenhausen könnte das auf ein angestrebtes Projekt mit einem Aldi-Markt an der Ecke Cosimastraße / Hochstiftweg zutreffen.
In der von Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Kommunalparlaments und CSU-Landtagsabgeordneter sowie Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller gezeichneten Initiative heißt es zur Begründung: „Seit vielen Jahrzehnten ist in München der Wohnungsmangel ein altbekanntes Thema. Während die Landeshauptstadt ihre Kindertagesstätten und -einrichtungen mittlerweile fast überwiegend nur noch integriert in Wohngebäude errichtet – was zu entsprechenden Problemen führt, wie der Fall Prinz-Eugen-Park zeigt –, erhalten nach wie vor die führenden Lebensmittelmärkte Baugenehmigungen für ihre Verkaufsräume in erdgeschossiger Bauweise.“
Die Folge gemäß Antrag: „Damit findet ein nicht hinnehmbarer Flächenverbrauch statt, zumal die Lebensmittelmärkte meist in exponierter Lage untergebracht sind. Der Raum über den erdgeschossigen Verkaufsstätten ist daher entsprechend wertvoll und kann auch – in vielen Fällen – entsprechend genutzt werden. So plant Lidl derzeit in Frankfurt den Bau von 110 Wohnungen im Gallus-Viertel.“
Und weiter: „Bevor andere Städte sich diesem Konzept anschließen, ist es die Pflicht der Stadt München, sich der Thematik ebenfalls anzunehmen und zeitnah mit den entsprechenden Lebensmittelmärken in Kontakt zu treten. Die Stadt wird daher aufgefordert, entsprechend unverzüglich die notwendigen Schritte einzuleiten.“
Finkenzeller erläuterte im Plenum: „Lidl hat ein Programm gestartet, der Konzern fragt derzeit bei den Städten den Bedarf ab, will in Frankfurt ein kombiniertes Markt-Wohn-Projekt starten. Sicherlich ist die Umsetzung auch an Standorten in München möglich.“
Dazu muss man wissen: In Berlin gibt es bereits zwei Discounter-Wohn-Komplexe – in der Penzlauer Allee und an der Bornholmer Straße. Lidl erachtet grundsätzlich eine Überbauung von seinen bestehenden Filialarealen mit Wohnungen nur dann als sinnvoll, wenn den Kunden weiter ein großer, heller und freundlicher Verkaufsraum geboten wird. Der Konzern aus Neckarsulm will sich aber nicht zwingend auf Wohnungen beschränken. Auch Büros könnten in Frage kommen.
Eigenwilliger Kommentar zum CSU-Vorstoß von Holger Machatschek (Grüne): „Das ist sinnvoll für die Stadt, nicht für Bogenhausen, außerdem nicht dringlich. Das ist völliger Unsinn.“ Finkenzeller konterte: „Wer zuerst kommt, malt zuerst.“ SPD-Vizesprecher Wolfgang Helbig regte an, in den Antragstext das Vorhaben mit Aldi an der Cosimastraße einzufügen, um einen Stadtviertelbezug herzustellen. Das und den Finkenzeller-Zusatz „auch andere Filialstandorte im 13. Stadtbezirk zu überprüfen“, billigten die Lokalpolitiker unisono.Zu all dem muss man wissen: Aldi-Nord plant, allein an 30 Standorten in Berlin, gemischte Komplexe aus Filiale und Mietshaus samt Tiefgarage zu bauen. Im Erdgeschoss soll der Discounter dann neben anderen Einzelhandelsgesellschaften untergebracht werden. Also weg vom bisherigen Modell der einstöckigen Gebäude mit davor befindlichen Parkplätzen. Eben Flächen sparend und auch wirtschaftlich durch Mieteinnahmen.
Was hat es nun mit dem Aldi-Markt an der Ecke Cosimastraße / Hochstiftweg auf sich? Der Grundgedanke: Was Aldi-Nord kann, kann auch Aldi-Süd. Für das Grundstück samt dem großen, dahinterliegenden Areal gibt es Überlegungen und Verhandlungen für ein kombiniertes Vorhaben. Damit die Vorstellungen des Münchner Architekten Hannes Rössler im Auftrag des türkischen Baukonzerns Tasyapi Realität werden können, müssen aber zunächst die Festlegungen im Bebauungsplan von der Stadt geändert werden. Dazu hat das Bogenhauser Kommunalparlament bereits einen entsprechenden Antrag an die Stadt verabschiedet.